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NES – Nintendo Entertainment System – Ein Spaziergang durchs Pilzkönigreich

by Pandur
Mario fliegt Bowser und seinen Handlagern davon
Als der trojanische Krieg nach zehn Jahren zum Stillstand gelangte, warteten die Griechen mit einem Plan auf. Sie bauten ein gigantisches hölzernes Ross, versteckten ihre Soldaten darin und offerierten es als Geschenk. Die Trojaner holten die Pferdestatue in ihre Stadt und in der folgenden Nacht schlachtete die griechische Armee sämtliche Trojaner ab. 500 Jahre später, im Dezember 1985 baute Nintendo ihr trojanisches Pferd, Rob den Roboter, und eroberte dadurch den tot gesagten Konsolenmarkt zurück.

Mit Pong startete Atari 1972 als Titan der Spielhallenära. Allan Alcorn und Nolan Bushnell waren für ein Jahrzehnt die unumstrittene Macht in Bezug auf Spielhallen und Heimcomputer. Anfang der 80er wurde die Goldgrube derart verlockend, dass selbst Firmen mit einstiegen, die rein gar nichts mit Videospielen gemein hatten. Wie Hundenahrungshersteller Purina mit ihrem Chase the Chuck Wagon Labyrinth, Dunhill Electronics Spiel zum Umgehen der Steuer (Tax Avoiders) oder pornografische Titel wie Beat ‚Em & Eat ‚Em von Mystique. Als die Flut solch unsinniger Spiele zur Marktmacht wurde, brach die amerikanische Videospielindustrie 1983 zusammen. Unzählige Geschäfte blieben auf den eingekauften Modulen sitzen und meldeten Konkurs an. Gleiches galt für Branchenriesen wie Atari, Sega, Matell und Coleco, die entweder bankrottgingen oder nur um Haaresbreite überlebten.

Ein Jahrhundert zuvor fertigte Fusajiro Yamauchi aus Maulbeerbaumrinde Papier und bemalte es mit Farbe aus Früchten und Blättern. Die so entstanden Hanafuda Karten verkaufte er, von seinem Geschäft im Herzen Kyotos aus, an vorbeifahrende Rickshaws. Der winzige Laden hieß Nin ten do. Die Kombination der drei Schriftzeichen bedeutete so viel wie „Überlasse das Glück dem Himmel“.
Hanafuda Karten waren nichts anderes als die Ebenbilder gängiger westlicher Spielkarten, nur das sie die vier Jahreszeiten und zwölf Monate verwendeten, weil die japanische Regierung, die von den Portugiesen eingeführten „normalen“ Karten verboten hatte. Als Fusajiro gegen 1890, ein weitreichendes Vertriebsnetz über Tabakgeschäfte errichtet und darüber alle japanischen Haushalte versorgt hatte, bewies er erneut Geschäftssinn. Nintendo wurde zum Belieferer der Casinos. Denn an den High Stakes Poker Tischen musste schließlich für jedes Spiel ein neues Paket Karten aufgemacht werden. 40 Jahre später übernahm Fusajiros einziger Sohn Sekiryo das Imperium. Aber als dieser in den 50ern einen Schlaganfall erlitt, ging Nintendo an Hiroshi Yamauchi, der bis 2002 Präsident der Firma war. Nachdem Hiroshi sich an weniger gewinnbringenden Unterfangen wie Stunden-Hotels und Instant-Reis versucht hatte, kam er zu dem Schluss, dass Nintendos Vertriebsnetz sein größter Vorteil war. Hiroshi gelang ein Deal mit Walt Disney und die neue jugendliche Spielkarten-Zielgruppe brachte ihn auf die Idee in die Spielindustrie einzusteigen. Genauer gesagt Münzbetriebene Automaten und Spielkonsolen fürs Wohnzimmer. Die neue Nintendo Leisure System Abteilung brachte zunächst nur mittelprächtige Titel wie Wild Gunman oder Battle Shark heraus und mit dem Color TV-Game 6 eine orange Spielkonsole, auf der man sechs Variationen von Pong spielen konnte. Obwohl Nintendo bereits über eine Million Exemplare der Konsolen verkaufte, war sie auf Grund der Entwicklungs- und Herstellungskosten ein Verlustgeschäft.

Mit Automaten wie Block Fever oder Monkey Magic hatte Nintendo 1979 beinahe ganz Japan durchdrungen. Weshalb sie sich, kurz vor dem Videospielindustriekollaps, im Mai 1980 in den USA ausbreiteten. Sie hatten ihre Spielautomaten schon zuvor im rot, weiß und blauen Territorium vertrieben, jedoch nur über dort ansässige Distributoren. Was kaum Profite für Nintendo selbst abwarf. Mit Minoru Arakawa fand Hiroshi den, aus seiner Sicht idealen Geschäftsführer für Nintendo Amerika. Einen brillanten 34-jähirgen MIT Absolventen, der einer ebenfalls Kyotoer Textil-Familie abstammte und bislang in Vancouver Condos verkaufte. Minoru durfte fortan entscheiden, welche Automaten bei der amerikanischen Jugend gut ankommen würden. Selbstverständlich teste er deren Begeisterung für Nintendos Münzautomaten in ausgewählten Seattler Spielhallen, aber das garantierte keinen Erfolg. Als Nintendo Ende 1980, mit Radar Scope einen Klon von Taitos Space Invaders produzierte, der mit einer innovativen 3D-Perspektive aufwartete, bestellte Minoru 3.000 dieser Automaten. Aber während der viermonatigen Lieferperiode, verflüchtigten sich die Anfangs begeisterten Radar Scope Fans wieder und Minoru verkaufte nur ein Drittel der Bestellung. Die Schrankgroßen Kisten zurück nach Japan zu schicken, war zu kostenintensiv. Minorus einzige Hoffnung bestand darin, auf Basis der Radar Scope Platinen ein neues Spiel in Japan zu entwickeln und lediglich die neuen ROMs vor Ort auszutauschen. Diese 100.000$ Aufgabe fiel Shigeru Miyamoto zu. Ein angehender Spiele-Designer, mit der Überzeugung, Videospiele hätten den gleichen Respekt wie Filme und Fernsehshows verdient. Als Shigeru Miyamoto hörte, Nintendo wolle in Verhandlungen mit Comic-Buch-Hersteller King Features treten, entwarf er ein Spiel, in dem Popeye über Fässer hinwegspringen musste, um seine geliebte Olive vor Bluto zu retten. Bedauerlicherweise waren die Popeye-Verhandlungen nicht von Erfolg gekrönt. Deshalb ließ sich Shigeru von „King Kong“ sowie „Die Schöne und das Biest“ inspirieren und verwandelte die Charaktere in einen Gorilla, Zimmermann und eine Dame. Als er für die Namensgebung in einem Englisch-Wörterbuch nach „dicköpfigem Gorilla“ suchte, stieß er auf einen Esel, englisch Donkey. Weshalb Shigeru seine Kreation Donkey Kong taufte. Die so im Juli 1981 gefertigten 2.000 Donkey Kong Automaten waren sofort ausverkauft. Bis Oktober hatte Nintendo Amerika 4.000 verkauft und ein Jahr später über 60.000 Automaten. Donkey Kong ging als das erfolgreichste Videospiel in die Geschichte ein und bescherte Nintendo einen Gewinn von 100.000.000$.

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